PocketBook Era - Erster Eindruck

PocketBook Era - Erster Eindruck

Pocketbook Era - Erster Eindruck

Nachdem ich Tolino den Rücken gekehrt habe, war ich schon lange nicht mehr auf einen E-Reader so gespannt wie auf den neuen PocketBook Era. Die Bauform, die, ähnlich wie beim Tolino Vision 6, eher quadratisch gehalten ist, lässt mit den seitlichen Blättertasten auf ein ergonomisches Lesen hoffen.

Hardware und Haptik

Den Era gibt es in zwei Varianten, die sich nur durch die Gehäusefarbe und die Speichergröße unterscheiden. Die 64 GB Variante kommt in einem kupferähnlichen Farbton; die 16 GB Variante ist silberfarben. Einge Eckdaten:

  • Prozessor: Dual-Core (vermutlich derselbe wie bei Touch HD 3 / Inkpad 3)
  • Speicher: 16 GB / 64 GB
  • RAM: 1 GB
  • Display: 7 Zoll eInk Carta 1200
  • Akkukapazität: 1700 mAh
  • Anschluss: USB-C
  • WLAN / Bluetooth: ja / ja
  • Lautsprecher: ja

Das Display ist mit einer planen Glasfront versehen, ist also nicht vertieft eingelassen. Das ist sehr schick und erleichtert auch die Reinigung, da die Staubkörnchen sich nicht an den Bildschirmecken festsetzen können.

Zum Schutz des Displays habe ich mich für ein sogenanntes Flip-Cover entschieden. Das ist eine Neuerung. Im Gegensatz zu den Shell-Covern (die es für den Era ebenfalls gibt) umfassen diese nicht die komplette Rückseite des Era, sondern es wird nur ein Streifen auf der Rückseite eingeklipst. Zusätzlich wird es magnetisch gehalten. Das Flip-Cover hält den Reader schlank und spart Gewicht. Insgesamt bringt er so ca. 270 g auf die Waage – nur 25 g mehr als ein 6 Zoll Touch HD incl. Cover.

Era Rückseite

Der Era ist ein richtiger Handschmeichler. Auch mit Flip-Cover ist das Gerät sehr schlank und liegt hervorragend in der Hand. Die seitlichen Blättertasten sind etwas erhöht und lassen sich daher gut erfühlen. Von allen E-Readern gefällt mir die Haptik hier am besten.

Inbetriebnahme

Das Einrichten unterscheidet sich erst einmal nicht von der Prozedur bei anderen PocketBook Geräten. Nach dem Einrichten der WLAN-Verbindung empfiehlt es sich, gleich mal ein Softwareupdate durchzuführen. Der Era ließe sich auch ohne Registrierung/Anmeldung betreiben. Tatsächlich, und hier gibt es doch eine Überraschung, muss er das auch erst mal. Denn bei meinem Gerät gibt es weder Shop- noch Cloudanbindung. Unter den Einstellungen Konten und Synchronisierung fehlen diese Punkte einfach. Als Erstkunde würde ich mir dabei wohl nichts denken und mich aber wundern, dass die Shop-App lediglich die Google-Seite aufruft. Ich vermute, dass mein Era (sowie weitere, wenn man sich in den Internetforen umschaut) schlicht noch nicht mit dem PocketBook-eigenen Shop verknüpft wurde. Da PocketBook seine Reader auch über den Buchhandel vertreibt, verknüpft der Hersteller die Geräte normalerweise immer mit dem entsprechenden Shop. Und wenn man bei PocketBook selbst einkauft, sollte man erwarten, dass das Gerät eben mit dem PocketBook-eigenen Shop verknüpft ist. Ist es aber nicht. Zunächst ist das nur meine Theorie, der Support wird das sicherlich bald aufklären können. Wenn es sich bestätigt, wird sich das einfach beheben lassen. Der Support kann diese Verknüpfung anhand der Seriennummer ganz einfach vornehmen.

Wo sind die Shop- und Cloud-Konten?

[Update 21.07.2022]
Plötzlich sind die Einträge für Shop und Cloud vorhanden. Da ich noch keine Rückmeldung vom Support erhalten habe, kann ich nur spekulieren, ob die Seriennummer mittlerweile mit dem Shop verbunden wurde, oder aber ob die Eras grundsätzlich jetzt erst im Backend freigeschaltet wurden.

Onleihe

E-Books leihe ich immer direkt am Gerät aus, ohne Umwege über Adobe Digital Editions. Somit kommt auch nur die LCP-Verschlüsselung der Onleihe zum Einsatz. Und das funktioniert genauso wie es soll. Wer es von den Tolinos her gewohnt ist, Beta-Features an- und abzuschalten, damit man ein Buch ausleihen kann, nur um dann festzustellen, dass Seiten übersprungen werden oder es andersweitig beim Umblättern hapert, der wird ein Aha-Erlebnis haben: Onleihe über die PocketBook-Geräte funktioniert einfach.

Wenig Schwächen

Wenn man etwas Negatives über die Hardware sagen müsste, dann ist es die Beleuchtung. Je nach Umgebungslicht fällt einem der Helligkeitsverlauf mal mehr, mal weniger auf. Da die LEDs seitlich sitzen ist man hier auch empfindlicher, weil das Auge praktisch bei jeder Zeile dem Helligkeitsverlauf folgt. Es ist also eine bauartbedingte Schwäche. Kleinste Ungleichmäßigkeiten fallen hier einfach auf. Insgesamt empfinde ich die Ausleuchtung aber als ok und in etwa auf dem Niveau des Tolino Vision 6.

Softwareseitig bleiben für mich im Wesentlichen zwei Wermutstropfen (die also nicht nur für den Era gelten):

Erstens, es ist, auch nach Jahren, noch immer nicht möglich, beim Textlayout Blocksatz einzustellen. Bei gekauften E-Books ohne DRM ist das kein Problem, da man die Textausrichtung relativ einfach in Calibre o. ä. anpassen kann. Bei Büchern aus der Onleihe hingegen muss man mit dem Layout leben, das einem der Verlag präsentiert. Und das ist meist lieblos und linksbündig. Ein Hardcover oder Taschenbuch wäre so jedenfalls kaum verkäuflich – bei den E-Books hingegen wird gerne geschludert. Unverständlich, dass hier PocketBook kein Interesse an einer eigentlich essenziellen Funktion zeigt.

Zweitens, die Probleme beim Festlegen der Schriftgröße. Diese lässt sich bei PocketBook nur global festlegen. Das ist eigentlich ganz praktisch, will man doch vornehmlich die Bücher in der gleichen Schriftgröße lesen. Aber leider funktioniert das nicht. Da die Verlage wie erwähnt gerne bei den E-Books schludern, wird gerne die Standard-Schriftgröße in der CSS-Datei der E-Books willkürlich auf irgendetwas anderes als 100 % bzw. 1 em festgelegt. Diese Unterschiede wirken sich dann auch auf die Darstellung der E-Books aus. 10 pt sind dann eben nicht mehr 10 pt, sondern ein bisschen mehr oder weniger. Hier wäre es also hilfreich, wenn man die Schriftgröße (optional) für jedes E-Book einzeln festlegen könnte. Ansonsten ist man, wenn man gerne zwischen mehreren Büchern hin- und herwechselt, ständig am Nachjustieren.

Fazit

Unterm Strich kann man glaube ich schon sagen, dass PocketBook mit dem Era ein großer Wurf gelungen ist. An der einen oder anderen Stelle hakelt die Software noch etwas. Das fällt vornehmlich auf, wenn man sich durch die Bedienmenüs hangelt. Hier reagiert der Reader durchaus träge. Die Lesesoftware macht ihren Job aber bereits genauso zuverlässig wie bei den anderen PocketBook-Geräten und ist kein Verglich etwa zu den zickigen Tolinos. Ein Einfrieren oder Abstürzen der Lesesoftware habe ich beim Era noch nicht gesehen. Und die Onleihe funktioniert gewohnt problemlos. Und darauf, auf das reibungslose Leseerlebnis, kommt es ja letztendlich an.