Test: PocketBook InkPad 4
Nachdem mich beim PocketBook Era das Display doch etwas enttäuscht hatte, war ich auf das InkPad 4 natürlich sehr gespannt. Hat PocketBook hier alles richtig gemacht? Leider konnte mir aufgrund von (Test-)Geräteknappheit zeitnah kein Testgerät zur Verfügung gestellt werden, wie es eigentlich angedacht war. Aus Interesse an dem neuen InkPad habe ich es mir dann kurzentschlossen gekauft. Im PocketBook-Shop gibt es nämlich keine Geräteknappheit. Die Lieferung erfolgte bereits am nächsten Tag.
Hardware
Hier erst einmal die wesentlichen technischen Daten des InkPad 4 im Überblick:
Eigenschaft | Beschreibung |
---|---|
Hersteller | PocketBook |
Modell | InkPad 4 |
Maße | 189 × 134 × 79 mm |
Gewicht | 265 g |
Displaytyp | E-Ink Carta™ 1200 |
Displaygröße | 7,8 " |
Auflösung | 1404 × 1872 Pixel |
Punktdichte | 300 dpi |
CPU | Dual Core (2x 1 GHz) |
RAM | 1 GB |
Speicherplatz | 32 GB |
Kartenslot | Nein |
Akkukapazität | 2000 mAh |
WLAN | Ja (nur 2,4 GHz) |
Bluetooth | Ja (4.0) |
USB-Anschluss | Ja (USB-C) |
Wasserfest | Ja (IPX8) |
Lagesensor | Ja |
Lautsprecher | Ja (mono) |
Gehäuse
Das Gehäuse wirkt sehr wertig und orientiert sich an der Designsprache des PocketBook Era. Das gilt z. B. für die Rückseite oder den silbernen, metallisch wirkenden Rahmen. Auch die Bedienknöpfe sind in Form und Haptik wie beim Era, allerdings befinden sie sich am unteren Rand. Das InkPad 4 vereint also quasi den neuen Look des asymmetrischen Era mit der symmetrischen Tradition der InkPad-Linie. Form und Haptik gefallen mir ausgesprochen gut. Das InkPad 4 wirkt absolut hochwertig. Ab und an nehme ich bei leichtem Druck auf die Rückseite einen Hauch eines Knarzens wahr. Das ist aber so schwach ausgeprägt und kommt so selten vor, dass es mich überhaupt nicht stört.
Der Einschaltknopf ist nun von der unteren Kante verschwunden und wurde in den Menüknopf (also in den rechten Knopf) integriert. Das finde ich ganz gut gelöst, denn an einer Außenkante des Gerätes war der Einschaltknopf bisher doch immer etwas im Wege. Unten befindet sich also nur noch der USB-C Port sowie eine Status-LED. An der Rechten Seite des Gehäuses ist der Lautsprecher angebracht.
Auf der Rückseite gibt es, wiederum ähnlich wie beim Era, eine schmale Leiste, eine Blende, die man mit dem Fingernagel anheben und entfernen kann. Darunter befinden sich einige Anschlüsse, wie sie etwa von einem Ladecover benötigt werden. Das gibt es zwar noch nicht zu kaufen, dürfte aber sicherlich bald angeboten werden. Ich habe hier das Flip-Cover angebracht, dessen Vorteil ist, dass es den Reader lediglich auf der Displayseite minimal dicker macht. Das gefällt mir sehr gut, das Gerät fühlt sich immer noch sehr schlank an, wenngleich das bündige Abschließen des Covers mit den Kanten des E-Readers mit entsprechend weniger Schutz einhergeht.
Display
Wer meine bisherigen Tests gelesen hat, weiß: Das Display ist für mich das wichtigste an einem E-Reader. Beim PocketBook Era hatte mich das Display auf den ersten Blick enttäuscht. Das ist mir beim InkPad 4 nicht passiert. Bei ausgeschalteter Beleuchtung ist das Display knackig scharf und der Kontrast ist durchaus gut. Anders als beispielsweise beim Kobo Libra 2 profitiert der Kontrast jedoch nicht durch aktivieren der Beleuchtung. Im Gegenteil, hier hatte ich das Gefühl, dass etwas Kontrast verloren geht. Die Beleuchtung ist übrigens sehr gleichmäßig. Mir sind so gut wie keine Lichthöfe, Farbverläufe o. ä. aufgefallen.
Mir scheint, dass der Qualitätsvorteil (Schwarzwert, Kontrast) von eInk Carta 1200™ durch die plane Front, also die zusätzliche Schicht über dem Display, mehr oder weniger egalisiert wurde, so dass man sich in etwa auf dem Niveau des PocketBook Touch HD 3 wiederfindet. Allerdings hat man nun eben die plane Front, die den E-Reader durchaus moderner erscheinen lässt. Unter dem Strich jedenfalls würde ich das Display als „gut“ bezeichnen. Es macht Spaß, auf dem InkPad 4 zu lesen1.
Software
Gleich zu Beginn steht ein Softwareupdate bereit: Version 6.8.885. Dieses ließ sich reibungslos installieren. Man merkt, dass die Entwickler bei PocketBook stets an der Software feilen und bestrebt sind, diese immer weiter zu verbessern. So kann man nun etwa die Shortcuts anpassen, die bisher mit „WLAN“, „Bluetooth“, „Flugmodus“ usw. fest vorgegeben waren.
Leider scheint der E-Reader beim Löschen von E-Books noch immer nicht alle damit verbundenen Daten auch aus der internen Datenbank zu entfernen, sodass sich hier mit der Zeit einiges an Müll ansammeln dürfte. Das gleiche gilt für einige Dateien im Filesystem. So verbleiben, wenn ich mich nicht täusche, die Coverbilder ebenfalls auf dem Gerät. Mich stört das etwas, denn wenn ich ein Buch lösche, möchte ich alles davon weg haben.
Lesen
Verwunderlich ist auch, dass sich in manchen Bereichen überhaupt nichts zu tun scheint. Die Einstellungsmöglichkeiten bzgl. des Textlayouts kann man bestenfalls als rudimentär bezeichnen. Einen linksbündigen Text auf Blocksatz umzustellen ist nach wie vor überhaupt nicht möglich. Da muss man schon vorab etwa mit Calibre Hand anlegen. Andererseits habe ich der Schriftauswahl noch nie verstanden, wozu man den kompletten Text explizit auf kursiv oder fett umstellen können soll. Macht das tatsächlich jemand?!
Das soll es an dieser Stelle aber mit dem Meckern gewesen sein. Die Lesesoftware läuft absolut zuverlässig und öffnete mir jedes E-Book, egal ob EPUB2 oder EPUB3. Wer E-Reader etwa von Tolino kennt, weiß, dass das nicht selbstverständlich ist.
Das Lesen von PDFs habe ich mir nur kurz angeschaut. Hier gibt es nichts zu kritisieren. Die Anzeige von PDFs ist eine der Stärken von PocketBook. Insbesondere die Möglichkeit, die Ränder zu beschneiden, ist Gold wert. Anders als bei den EPUBs bleiben (mir) bei der Anzeige von PDFs keine Wünsche offen.
Onleihe
Onleihe-User aufgepasst: Bei der Unterstützung der Onleihe, und damit des LCP-DRM, hat PocketBook alles richtig gemacht. Alle von mir getesteten E-Books konnten anstandslos ausgeliehen, heruntergeladen und gelesen werden. Auch das vorzeitige Zurückgeben ist kein Problem. Das ist einfach top. Unterstützt wird man in der Handhabung der Onleihe durch die gleichnamige, pocketbookeigene App, die einem das Eintippen der Webadresse erspart und einen Wechsel von einer Bibliothek zur anderen, sollte man bei mehreren einen Account besitzen, vereinfacht. Wer seine Bücher also lieber ausleiht anstatt kauft kann ohne Bedenken zu einem PocketBook-Reader greifen.
Wünsche
Hätte ich ein paar Wünsche an PocketBook frei, wären es wahrscheinlich diese:
- Überarbeitete Einstellmöglichkeiten bei EPUBs, wie etwa
- Ändern des Textlayouts, etwa auf Blocksatz.
- Möglichkeit, individuelle Schriftgröße pro Buch festzulegen.
- Konsequenteres Entfernen aller mit einem Buch verbundenen Daten, wenn man das Buch löscht.
- Kein (!) planes Display zwecks besserem Kontrast.
Fazit
Mir wäre zwar ein InkPad 4 mit eingelassenem, dafür aber noch knackigerem Display lieber gewesen. Doch davon abgesehen kann ich das InkPad 4 absolut empfehlen. Das Display ist wie gesagt „gut“ und die ausgereifte Software sowie Form und Haptik des Readers sind große Klasse. Der Preis von regulär 289 € ist allerdings happig. Für Vielleser ist das aber eine gute Invesition.
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Die Textausschnitte stammen übrigens aus dem Roman „Melody“ von Martin Suter. ↩︎